167 – Arenenberg, Salenstein
Neubau
Projektwettbewerb im selektiven Verfahren
2. Rang / 2. Preis
Ausgangslage
Beim Schloss Arenenberg handelt es sich um eine heterogene Anlage, deren Wurzeln bis ins Mittelalter zurückgehen. Insbesondere der Hauptbau erfuhr im Laufe der Zeit tiefgreifende Verän- derungen, so sind verschiedene Elemente wie das Hoftheater oder das Warmhaus der Gärtnerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschwunden. Nur das Obergeschoss des Prinzenflügels im Westen ist weitgehend im Originalzustand erhalten worden.
Mit dem Übergang des Schlossgutes an den Kanton Thurgau veränderten sich die Verhältnisse zu Beginn des 20. Jahrhunderts grundlegend. Das einst zusammengehörende «Schlossgut» wurde in ein Museum, eine Schule und einen Gutsbetrieb aufgeteilt. Funktionale Aspekte wurden stärker gewichtet und haben den Ausdruck der Anlage verändert. Der ursprünglich heterogene Charakter des Hauptgebäudes musste dem repräsentativen Anspruch eines öffentlichen Gebäudes weichen.
Mit dem Umbau von 2011 wurde das Hauptgebäude saniert und mit einem grossen Speisesaal ergänzt. Die Innenwelt wurde im Rahmen dieses Sanierungsprojektes mit einer einheitlichen, zeitgemässen Architektur- sprache überformt. Mit dem aktuellen Projekt soll eine zentrale Anlaufstelle für Ticketverkauf, Reception Hotel und Shop geschaffen werden. Ausser- dem sollen gut platzierte Räumlichkeiten für Sonderausstellungen realisiert werden.
Haltung
Die baulichen Eingriffe in die Substanz werden auf ein Minimum beschränkt, insbesondere im Bereich unter den bestehenden Gebäuden und der Fassade. Bereits heute wird die Fassade von Elementen aus unterschiedlichen Epochen geprägt. Die Geschichte und damit die Heterogenität und Vielschichtigkeit sollen sich in der Fassade ablesen lassen. Im Innenraum wird das Projekt von 2011 als Grundlage für die Projektierung respektiert und weiterentwickelt.
Die baulichen Veränderungen beim Gästehaus, die im Rahmen des Um- baus von 1974 realisiert wurden, sollen weitgehend rückgängig gemacht werden. Das Gästehaus wird als eingeständiges Gebäude angesehen und entsprechend behandelt.
Architektur
Ein gepflasterter Zugangshof erschliesst den Empfang für Hotel und Museum von der Südseite her. Die Beziehung zwischen Hauptgebäude und Gästehaus wird über den gemeinsamen Hof gestärkt. Die beiden Eingänge zu den Gebäuden werden durch ein geschwungenes Vordach ausgezeichnet und mit einem Baum auf der Ostseite räumlich gefasst. Die Anbindung an die Bussstation wie auch an den westlichen Zugangshof wird verstärkt und attraktiver gestaltet.
Auf der nördlichen Seite wird der chaussierte Hof über zwei Zugänge von der West- wie von der Ostseite erschlossen. Er bleibt als einheitlicher Hof ohne Niveausprung erhalten.
Der Empfang im Erdgeschoss bleibt ebenfalls auf dem heutigen Niveau. Die bestehenden Fenstergewände können damit als identitätsstiftendes, wertvolles Element der Südfassade erhalten werden. Ein neuer Lift ver- bindet den Empfang mit den Ausstellungsräumen und den Hotelzimmern in den Obergeschossen.
Der bestehende Zugang zum Treppenhaus beim Prinzenflügel dient der Anlieferung und wird mit einem Vordach ausgestattet. Die zusätzlich gef- orderten Lagerräume werden im Untergeschoss unter den südlichen Hof gesetzt. Minimale bauliche Eingriffe unter dem Hauptgebäude und dem Gästehaus erschliessen die neuen Lager- und Technikräume. Gleichzeitig werden damit die beiden Gebäude miteinander unterirdisch verbunden. Auf aufwendige, bauliche Massnahmen unter dem bestehenden Hauptgebäude kann mit diesem Ansatz verzichtet werden. Betriebliche Beeinträchtigungen von Hotellerie und Gastronomie können damit während der Bauzeit auf ein Minimum reduziert werden.
Konstruktion und Materialisierung
Hauptgebäude / Empfang: Die reduzierte Materialisierung knüpft an den Bestand im Hauptgebäude an (Umbau von 2011) und setzt einen Kontrast zur opulenten Innenraumgestaltung des Schlosses. Der Empfangsbereich wird grosszügig zum nördlichen Hof geöffnet, die Wandöffnung nimmt Bezug auf die aufgesetzten Holzelemente im Korridor. Zwei polierte, weiss eingefärbte Betonstützen tragen die Wand und struk- turieren die Öffnung zum nördlichen Gartenhof. Ein rautenförmig gesetzter Bodenbelag aus weissem und dunkelgrauem Naturstein prägt den puris- tischen Raum. Die Gestaltung zitiert ein im Schloss wie auch in der Kapelle vorgefundenes Motiv. Die Reception steht im Zentrum des Empfangs und zoniert den Raum in unterschiedliche Bereiche.
Prinzenflügel: Messing wird als neues Material in die bestehende Materialwelt eingeführt und verbindet die Elemente im neugestalteten Empfangsbereich. Bei der Fassade werden die bestehenden Öffnungen weitgehend erhalten und da wo nötig durch neue Gewände ergänzt. Das geschwungene Vordach über dem südlichen Haupteingang bezieht sich in seiner Form auf die beste- henden, darunterliegenden Gewände und stärkt damit die vorgefundenen Fassadengestaltung. Farblich soll das Hauptgebäude in einem hellen Ocker gestrichen werden.
Gästehaus: Die ursprünglichen Holzbeläge werden wieder sichtbar gemacht und da wo sie fehlen durch einen neuen Holzbelag ergänzt. Eine neue Holztreppe führt vom Untergeschoss bis ins Dach. Die Stuckdecken werden ebenfalls von der Verkleidung befreit und wieder sichtbar gemacht. Die Decke im Obergeschoss wird auf der Kaltseite durch ein reversibles, begehbares Dämmelement isoliert. Sämtliche Fenster werden ersetzt.
Projektdaten
Ort | Salenstein |
Bauherr | Kantonales Hochbauamt Thurgau |
Programm | Sanierung und Optimierung |
Jahr | 2022 |